In jedem Lied auf dem neuen Werk von Incubus steckt dieselbe Botschaft: Wir haben uns beruhigt. Das Quintett aus Kalifornien hatte vor einigen Jahren vor den Geistern kapituliert, die es selbst gerufen hatte – der Ruhm forderte seinen Tribut. Nach einer dreijährigen Pause für Familie, Soloalben und Hochschulstudien kommt die Band jetzt zurück und überrascht mit einem unerwarteten Album.

Auf „If Not Now, When?“ ist die ruhigste Musik, die die Band um Brandon Boyd bislang aufgenommen hat. Niedriges Tempo, großzügige Weite, weises Lächeln – Incubus atmen aus. So überraschend die Zen-artige Freundlichkeit ist, Incubus spielten freilich schon früher Ähnliches – immer dann, wenn die Trommeln gerade nicht dröhnten und die Gitarren nicht verzerrten. Jetzt ist mehr Raum für Ruhe und US-amerikanische Popmusik. „Promises, Promises“ hat ein schönes Klavier-Riff, „Friends And Lovers“ steht auf einem filigranen Gitarrenthema wie von Dave Matthews. Und das kräftiger zupackende „Adolescent“ knüpft gut an „Love Hurts“ an, ihren größten Single-Hit.

Der neue Klang steht Incubus gut: Die Band gewinnt an Kontur und Tiefenschärfe, wirkt reifer, musikalisch potenter. Und sonst noch: Zwei Lieder im Stil von Led Zeppelin („That’s The Way“,  „Thank You“), eine fast Eno-artige Collage („Tomorrow’s Food“) sowie einige experimentelle, dann wieder lautere Etüden. Überraschend ist auch, dass dieses Album von Brendan O’Brien produziert wurde, der sein Spektrum mit „If Not Now, When?“ wieder erweitert.